Kolumnen

DJ’s – Personenkult der Neuzeit

Folgende Situation: kreischende, weinende Fangirls. Menschen schlagen sich die Köpfe ein um ein Foto zu bekommen. Security überall. Klingt nach dem roten Teppich mit den größten Hollywood Stars oder? Nein, ist auch auf vielen Festivals zur Normalität geworden. DJs werden nicht mehr nur für ihre Musik gefeiert, es entsteht ein wahrer Personenkult um sie.

Versteht mich nicht falsch, ich feiere auch viele DJs als Person und nicht nur ihre Musik. Es ist auch nichts daran verwerflich einen DJ toll zu finden. Genauso wenig wie es komisch ist nur die Musik zu mögen und von den Personen dahinter keine Ahnung zu haben. Aber den Hype und den Personenkult um einzelne Künstler verstehe ich nicht. Und ehrlich gesagt finde ich es auch etwas schade, wenn die Musik in den Hintergrund rückt.

Die Vermarktung in sozialen Medien

Ja, DJs sind Personen des öffentlichen Lebens und haben sich das ausgesucht. Viele vermarkten sich selbst auf sozialen Medien wie Instagram oder Facebook. Sie zeigen ihren Alltag und ihre Arbeit, ihre Familien und Freunde, ihre Hobbies und ihren Ausgleich zum Tour Leben. Ich schau mir das auch gerne an und hoffe, dass sie genauso normale Probleme haben wie ich.

Aber ist dann die Musik noch im Vordergrund? Folge ich diesen Künstlern, weil ich ihre Tracks feiere? Weil sie Musik produzieren, die hochwertig gemacht ist und in der viel Arbeit steckt? Oder weil ich die Person als „Influencer“ sehe und nicht mehr als Künstler, der Musik macht?

Diese Künstler sind Rolemodels für eine ganze Generation. Sie haben eine riesen Verantwortung bei ihrem öffentlichen Auftritt im Internet. Kinder und Jugendlich wollen genauso werden, wie sie. Nicht, weil sie die Musik lieben und gerne an eigenen Tracks basteln, sondern weil sie sich ein DJ Leben erträumen.

Beispiele dieses Personenkults

Ein prädestiniertes Beispiel ist hier Headhunterz. Ich möchte ihm gar nicht absprechen, dass er gute Musik produzieren kann und es Menschen gibt, die ihn genau deswegen feiern. Ich bin mir aber sicher, dass ihm ein Großteil seiner 810 Tsd. Instagram Abonnenten nicht nur wegen seiner Musik folgen. Er ist ein Vorbild für viele im Bereich Fitness und Lifestyle. Er macht Werbung für Bodyengineers, war in Köln auf der FIBO und ist auf dem Cover von Zeitschriften zu sehen. Da geht es nicht mehr um die Musik, sondern um die Person, die dahinter steckt.

Ein weiteres Beispiel, auf das man eventuell nicht sofort kommt, sind Da Tweekaz. Ich mag die beiden Jungs und ihre Musik wirklich gerne. Aber mal ernsthaft, wie viele Menschen gibt es die sagen: Ja also ich schaue mir Da Tweekaz an, weil ich weiß, dass die Musik hoch anspruchsvoll produziert wurde und weil die Kick so besonders ist? Das ist wohl die Minderheit. Die meisten feiern die zwei durchgeknallten Typen da oben, die Party machen und den ein oder anderen Jägermeister vernichten. 

Das ist auch vollkommen in Ordnung, wenn man sich von einem altmodischen Bild eines DJs loslöst, der seine Musik in einem dunklen Kellerraum produziert und sich ansonsten zurück hält. DJs heutzutage sind nun mal auch Stars und vermarkten ihren eigenen Merch oder machen Werbung für Dinge, die mit ihrem eigentlichen Beruf nichts zu tun haben (siehe Headhunterz).

Die Schattenseiten

Klar haben diese Künstler den Hype um sich verdient und das möchte ich auch gar nicht bestreiten. Da steckt ganz viel Liebe und harte Arbeit dahinter. Aber dieser Ruhm um ihre Person hat auch Schattenseiten. Sie können nicht mehr normal auf die Straße gehen und auf Festivals in der Crowd feiern geht sowieso nicht mehr ohne andauernd Fotos machen zu müssen. Alles schön und gut, aber das haben sie sich ja selbst ausgesucht, denkt ihr jetzt? Ja haben sie, aber trotzdem sind es ganz normale Menschen, die auch ein gewisses Recht auf Privatsphäre haben.

Doch dieses Recht wird vielen von ihren Fans abgesprochen. Ich weiß vom Tourmanager von Sefa, dass er von seinen weiblichen Fans bedrängt, verfolgt und angegrabscht wird. Hey Leute, das ist ein 19 jähriger Junge! Lasst ihn doch in Ruhe seinem Beruf nachgehen, wenn er kann nimmt er sich immer für euch Zeit!

Kein Wunder, dass manche DJs unnahbar und abgehoben werden. Ist es ihnen zu verübeln?

Appell an alle

Ich mache niemandem einen Vorwurf, der ein Bild mit seinem Lieblingskünstler machen oder sich mit ihm unterhalten möchte. Mach ich auch manchmal. Es ist auch ok, wenn euch die Person mehr als die Musik interessiert oder ihr einem Künstler nur folgt, weil er als Person klasse ist.

Aber bedenkt dabei immer eines: Das da oben hinter dem Mischpult sind auch nur Menschen, die das tun was sie lieben. Und das ist nun mal Musik machen. Denkt mal drüber nach.

Dani
„You and I will create a new world deep within our minds.“ - Imaginary, Brennan Heart

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