Vergangenes Wochenende durften im “Land der Harder Styles”, den Niederlanden, endlich wieder die ersten Events stattfinden. Auch mich zog es am ersten “post-Corona” Weekend in unser Nachbarland. Im Time Out in Gemert feierte ich den Auftakt der Festivalsaison 2022 beim Phoenix Carnaval mit Rawstyle. Was ich auf meiner ersten Party seit langem erlebt habe, warum ich mich endlich wieder Zuhause fühle und aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus komme, lest ihr in meiner Review zur Veranstaltung.
Testen in den Niederlanden
Gegen 14 Uhr betrat ich letzten Samstag das Time Out in Gemert zum ersten Mal. Nur leider noch nicht zum Feiern, sondern erstmal zum Testen. In der Location selbst wurde extra ein Testzentrum errichtet, in welchem sich Besucher*innen testen lassen konnten. Der Ablauf dort war unkompliziert: Direkt nach dem Testen bekam ich eine E-Mail und konnte bereits nach 20 Minuten über einen Link mein Testergebnis abrufen. Später am Einlass musste ich mein negatives Ergebnis dann in der “CoronaCheck App” vorzeigen. (Achtung: Dies ist eine niederländische App und als Deutsche*r muss man sich diese womöglich erst noch downloaden!) Beim Import der Daten in die App half das nette Personal vor Ort gern.
Gültig waren am Eingang natürlich auch Tests von anderen Testzentren, allerdings nur in den Niederlanden! Kleiner Tipp für zukünftige Events: Solange das 1G Konzept bestehen bleibt, müsst ihr vor dem Feiern in den Niederlanden also immer Zeit zum Testen einplanen!
Das Time Out als Location
Meiner Meinung nach ist das Time Out ist ein sehr schöner, nicht zu kleiner und trotzdem überschaubarer Club. Am Samstag wurde auf zwei Areas gefeiert und geschwitzt, was das Zeug hält. Bei beiden Stages gab es eine Bar, auf Area 1 sogar zwei, und jeweils eine Toilettenanlage, die sehr schnell erreichbar war.
Im Innenbereich des Clubs gibt es viele Sitzgelegenheiten, was für mich ein großer Pluspunkt ist, denn meiner Meinung nach sollte man bei mehrstündigen Events definitiv auch Gelegenheit haben sich auszuruhen. Das habe ich leider bei Events wie z.B. der Supremacy auch schon anders erlebt… Ein weiterer großer Vorteil für mich ist, dass es im Time Out auch Schließfächer gibt, um persönliche Sachen sicher zu verstauen. Draußen gibt es des Weiteren eine große Smoking Area, aber leider ohne Sitzplätze. Wünschenswert wären hier noch Sitzgelegenheiten und für den Winter vielleicht noch sowas wie Heizpilze.
Für 15€ konnte man sich 4,5 sogenannte “Munten” (Bons) kaufen. Softdrinks wie Cola und Fanta sowie Bier kosteten 1 Munten (was ca. 3,33€ entspricht). Red Bull und Fuze Tea gab es für 1,5 sowie Longdrinks ab 2,5 Munten. Auch die Möglichkeit etwas zu essen, wie zum Beispiel Frikandeln, Pommes oder Burger zu kaufen hatten die Besucher*innen. Der Preis für Pommes lag hier bspw. bei 1,5 Munten. Leider waren die Bons nicht umtauschbar und auch nur am Veranstaltungstag gültig, was mich ein bisschen ärgerte, da man sich selbst wenn man nur zum Beispiel noch ein Bier trinken wollte, immer direkt 4,5 Munten kaufen musste.
Die Größe des Events war für mich für den Auftakt perfekt. Ich muss doch immer wieder feststellen, dass “kleinere Events” so ihre Vorteile haben: Zum Beispiel, dass alles überschaubar und sehr schnell erreichbar ist. Trotzdem habe ich mich zu keiner Zeit, selbst nicht in den vorderen Reihen vor der Bühne, eingeengt gefühlt und hatte immer ausreichend Platz ausgelassen zu kickrollen oder klaplongen. Area 2 war bei manchen Sets sogar zur Hälfte leer, was mich ein bisschen verwunderte.
Karneval Klassiker + Rawstyle Kicks
Die größere Area 1 fungierte als ”Mainstage”, auf der Namen wie Act of Rage, Sickmode oder auch Rejecta auflegten.
Der erste Act, den ich mir dort ansah, war Killshot. Der Niederländer im FC Chelsea Trikot mit deutschem Spielernamen spielte ein buntes Set, mit vielen bekannten Rawstyle Tracks. Aber auch typisch, trashige Karnevalsmusik wie einen Remix des Songs Cry for you von September baute er in sein Set ein.
Generell wurden auf dem Event viele Tracks aus anderen Genres und viele niederländische Karnevalsklassiker sowie deutscher Schlager gespielt. So lief über den ganzen Abend verteilt mindestens zehn mal Mama Laudaaa von Almklausi und Specktakel oder das Niederländische Pendant dazu: Max verstappen (hoe het de zon van) von Tim Schalkz. Auch Kernkraft 400 von Zombienation hörte man diverse Male auf beiden Bühnen. Darüber hinaus konnte man ebenfalls zu Harder Styles Klassikern wie bspw. Wonderful Days von Charly Lownoise und Mental Theo tanzen.
Diese einzigartige Trackauswahl bekommt man, glaube ich, auf “normalen” Events außerhalb von Festtagen wie dem Konigsdag oder eben Karneval selten zu hören.
Perfekt in dieses bunte Karnevalstreiben passte auch Special Guest Vieze Jack perfekt, welcher um 21:30 Uhr die Mainstage bespielte. Der selbsternannte “most sexiest man” der Niederlande toppte alles an Trash und lieferte die wohl “Karnevalswürdigste” musikalische Darbietung des Abends.
Mein Highlight des Abends
Die meiste Zeit verbrachte ich dennoch auf Area 2, auf welcher meines Empfindens nach ein bisschen weniger “trashige Musik” gespielt wurde. Hier hörte ich mir unter anderem die Sets von Scarra, Imperatorz und Cryex an. Wie bereits erwähnt, war Area 2 meist etwas leerer, als die Hauptbühne. Die Stimmung hingehen war meiner Meinung nach sogar besser! So war die Stage während des Sets von Cryex nur zur Hälfte voll, aber die Menschen tanzten wie Verrückte und freuten sich über jede unerwartete Kick wie kleine Kinder über ein Eis.
Auch beim Set von Mutilator auf Area 2 gab es regelrechte “Freudenschreie”, wenn dieser dem Publikum seine kranken Kicks um die Ohren ballerte. Selbst wenn Mutilator weniger Karnevalsedits und überwiegend eigene Tracks und spielte, war sein Set für mich aufgrund der Stimmung definitiv das Highlight des Abends.
Darüber hinaus fiel mir auf, dass fast alle Künstler verhältnismäßig viel Uptempo am Ende ihrer Sets spielten. Besonders Mish spielte wieder einen beachtlichen Teil ihres Sets einige Uptempo Tracks, unter anderem von Dimitri K. Mich stört das eigentlich gar nicht, denn ich feiere auch Uptempo extrem. Dennoch finde ich es eigentlich etwas seltsam, dass auf einem Raw Event so viel Uptempo läuft und kann mir vorstellen, dass dies einige Besucher*innen als störend empfunden haben.
Weitere Überraschungen waren unerwartete B2B´s einiger Künstler wie beispielsweise, dass Cryex nach seinem Set spontan zu Act of Rage auf die Bühne kam.
Energiegeladenes Klaplong Closing
Auch mein erstes Festivalerlebniss im Jahre 2022 neigte sich irgendwann dem Ende zu… Gegen Mitternacht leerte sich das Time Out schon merklich und bei den Closing Sets um 2:00 Uhr war echt nicht mehr so viel los.
Dennoch war beim Closing von The Purge auf Area 1 definitiv nicht an nicht an Stillstehen zu denken. Verkleidet als Captain spornte The Purge das hartgesottene, noch verbliebene Publikum, mit einem Mix aus seinen bekannten “Klaplong-Liedern”, ein paar Tracks aus seinem neuen “Trippin” Album sowie einzigartigen Remixes von bspw. Warface Mash Up 6.0 oder Barbie Girl von Aqua zum Klaplongen an.
Während “Captain Klaplong” Area 1 closte, konnte Vyral aus gesundheitlichen Gründen auf Area 2 nicht, wie geplant, das letzte Set spielen. Spontan übernahmen dies Cryex, Resurrectz, Scarra etc. als “Apexx-Crew.”
Endlich wieder Zuhause – Was für eine Stimmung!
Für mich war Samstag ein sehr schöner Tag. Selbst nach dem Event kam ich aus dem Grinsen kaum mehr heraus!
Schon beim Betreten des Events am späten Nachmittag fühlte ich mich instant wieder Zuhause. Durch die lange Corona-Durststrecke hatte ich beinahe vergessen, wie unglaublich schön es sein kann, inmitten von Gleichgesinnten zu meiner Lieblingsmusik zu tanzen oder auch einfach nur alte Bekannte zu treffen sowie neue Menschen kennenzulernen.
Vielen Künstlerinnen und Künstlern merkte man ebenfalls an, dass sie sich richtig Spaß daran hatten endlich wieder vor feierndem Publikum zu spielen sowie dass sie sich richtig Mühe bei ihren Sets gegeben hatten. So war Act of Rage bei seinem Set beispielsweise als Bert von der Sesamstraße verkleidet und baute passend zu seinem Kostüm auch Vocals bzw. Edits seiner Tracks mit “Sesamstraßen-Vocals” in sein Set ein. Richtig kreativ, wenn man mich fragt!
Viele DJ´s, auch solche, die selbst nicht auf dem Event auflegen, feierten zudem in der Crowd mit, um ihre Kolleg*innen zu supporten oder auch einfach mal wieder selbst zu feiern. Insgesamt war einfach bei allen die Festivalpause spürbar, dass Künstler sowie Besucher*innen und sogar das Time Out Personal Events vermisst hatten!
Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich freue mich wieder so sehr auf den “Festivalalltag” und darauf in dieser friedlichen, liebevollen Szene dieses Jahr noch viele weitere epische Events zu feiern! Bis dahin lest euch gern nochmal unseren Back to Festivals Guide durch, falls ihr vergessen habt, was ihr so alles für ein gelungenes Festival benötigt… Falls ihr eure Festivalsaison noch nicht geplant habt, hilft euch außerdem sicher unser Festivalkalender weiter.